Baufirmen geben überhöhte Angebote ab, um den Auftrag nicht (!) zu bekommen, Rohbauten stehen still, weil die nachfolgenden Gewerke nicht verfügbar sind und Eigenheimbesitzer warten ewig auf einen Heizungsmonteur. Alle haben viel zu tun, die Firmen sind ausgelastet, Handwerker sind knapp. Und wenn etwas knapp ist, wird es teurer - eine einfache Wahrheit, allerdings nur die halbe.
Woran liegt das?
- Hauptgrund ist natürlich die hohe Nachfrage nach Bauleistungen durch den Bevölkerungsdruck in den Städten, die niedrigen Zinsen tun ein Übriges.
- Hohe Nachfrage auch im Bereich Infrastruktur (Autobahnen, Schulen, Energie etc.)
- Arbeitskräfte werden immer knapper und die Löhne steigen
- Baumaterial wird teurer
- neue und kompliziertere Bauvorschriften verteuern den Bau
Das Bauland gehört zwar nicht direkt in den Bereich Baupreise, aber die
Verknappung führt natürlich auch zu höheren Preisen beim Neubau.
Hoher Nachfragedruck
In den 77 größten Städten Deutschlands fehlen ca. 2 Millionen Wohnungen. Jährlich müssten mindestens 400.000 gebaut werden, über 100.000 mehr, als bisher pro Jahr fertig geworden sind. Der größte Mangel besteht an 1- und 2-Zimmer-Wohnungen für Einpersonenhaushalte, deren Zahl ständig zunimmt. Schwerpunktregionen sind Ber-lin, München, Köln/Bonn, Frankfurt, die Rhein-Main-Region, Stuttgart, Düsseldorf und Hamburg. Aber auch in solchen Städten, wie z.B. Leipzig und Dresden fehlen insbesondere kleinere Wohnungen, die nicht mehr als 5-7 Euro Miete pro Quadratmeter kosten. Obwohl in den letzten Jahren in diesen Städten und Regionen viel gebaut wurde, hat sich die Situation bisher weiter verschärft. Exemplarisch ist die Situation in Berlin. In den letzten 7 Jahren ist die Bevölkerung um ca. 300.00 Einwohner gewachsen und jährlich kommen weitere 50.000 dazu. Der öffentliche Nahverkehr, die Zahl der Schul- und Kitaplätze, das Straßennetz, die öffentliche Verwaltung usw. konnten damit nicht Schritt halten. Und schon gar nicht die Bereitstellung von Wohnraum. 2016 wurden in Berlin ca. 14.000 Wohnungen fertiggestellt, 2017 ca. 16.000, notwendig wären mindestens jeweils 20.000.
Staus auf der Autobahn, zu wenig Schulgebäude
„Baubranche“ bedeutet nicht nur Bau von Wohnungen und Gewerbeobjekten,
sondern auch Schulen, Straßen, Autobahnen und in Berlin eine Oper, ein Schloss und einen Flughafen.
Durch die vergleichsweise gute Finanzlage des Bundes, der Länder und mancher Kommunen ist es jetzt möglich und meistens auch dringend notwendig, verstärkt Reparaturen, Instandhaltungen und auch Neubauten vorzunehmen. Folge sind z.B. jede Menge baustellenbedingte Staus auf den Autobahnen.
Die Bundesregierung will zwischen 2017 und 2030 mehr als 365 Milliarden Euro in die deutsche Infrastruktur stecken, also deutlich mehr als 20 Milliarden pro Jahr. Rund die Hälfte soll Autobahnen und Bundesstraßen inklusive Brücken
zugutekommen. Gerade hier werden riesige Kapazitäten gebunden. Dabei geht es nicht nur um Arbeitskräfte, sondern auch um Material. Die riesigen Mengen an Beton und Stahl, aber auch Kies und Schotter können von den traditionellen meist deutschen Formen nicht mehr geliefert werden. Diese Knappheit hat zu deutlichen Preissteigerungen geführt - wie eingangs erwähnt im letzten Jahr um 6,7 Prozent.
In Berlin wird die Herausforderung Schulsanierung und Schulneubau jetzt
angegangen. Dafür sind bis 2026 Mittel von insgesamt 5,5 Mrd. Euro vorgesehen. Eine besondere Herausforderung ist der Schulneubau. In den nächsten 10 Jahren sind dafür 2,8 Milliarden Euro eingeplant. Das entspricht ungefähr 60 neuen Schulen. Wo die Baukapazitäten dafür herkommen, ist noch unklar und hoffentlich stehen dann auch die notwendigen Lehrer und Erzieher zur Verfügung.
Für ganz Deutschland schätzt das Deutsche Institut für Urbanistik den Sanierungsbedarf an Schulen auf 34 Milliarden Euro.
Problem Fachkräfte
Noch nie war die Baubranche so ausgelastet wie jetzt. Das größte Problem: Es fehlt an Fachkräften. Mitte der neunziger Jahre waren noch ca. 3,3 Millionen Menschen in der Baubranche angestellt, heute sind es nur noch 2,5 Millionen. Laut Bundesagentur für Arbeit fehlen in Deutschland zurzeit 250.000 Bauarbeiter. Arbeitslose Bauarbeiter sind so gut wie nicht vorhanden. Die Zahl polnischer Arbeitskräfte auf deutschen Baustellen hat übrigens in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Das Wirtschaftswachstum in Polen liegt bei vier Prozent, die Arbeitslosenquote ebenfalls. Die Bauarbeiter haben zuhause auch genug zu tun und die Löhne sind nicht so schlecht, wie noch vor 10 Jahren. Durch den Fachkräftemangel konnten Bauarbeiter und Handwerker höhere Löhne durchsetzen. In den westdeutschen Bundesländern wurden in diesem Jahr rückwirkend zum 1. Mai Erhöhungen von 5,7 in den ostdeutschen Bundesländern von 6,6 % ausgehandelt. Fachleute schätzen, dass knapp 70 Prozent der Baukostensteigerungen durch Lohnerhöhungen zustande kommen.
Vorschriften verteuern immens
Derzeit gibt es in Deutschland im Baubereich rund 3300 Normen ohne die zusätzlichen Auflagen der Landesbauordnungen und Kommunen. Seit 1980 hat sich die Zahl der Bauvorschriften in Deutschland vervierfacht. Europäische, internationale und deutsche Vorgaben treiben insbesondere bei Neubauwohnungen die Preise. Lärm- und Brandschutzauflagen wurden verschärft, dazu kommen Vorschriften zur Barrierefreiheit, und hier und da müssen für gefällte Bäume Ersatzpflanzungen oder Ausgleichszahlungen vorgenommen werden. Ein besonderer Kostentreiber sind Normen, um die Klimaschutzziele zu erreichen, den Brandschutz zu verbessern oder Neubauwohnungen gegen Lärm zu isolieren. Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen haben allein die Anforderungen der verschiedenen Stufen der Energieeinsparverordnung und des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zwischen 2000 und 2016 zu einer Steigerung der Baukosten für Wohngebäude von 19 Prozent geführt. Das sind bei einer durchschnittlichen Wohnung fast 40.000 Euro. Höhere Anforderungen an Dämmstoffe und Verglasungen führen eben zu höheren Preisen. Allerdings muss fairerweise erwähnt werden, dass es seitdem keine Verschärfung mehr gegeben hat.
Eine Vereinfachung der Deutschen Normenlandschaft, eine Überarbeitung der Landesbauordnungen und die Streichung veralteter oder unnötiger Verordnungen werden allseits gefordert.
Mit den weiter steigenden Immobilienpreisen haben wir - sowohl die Steffen Commercial als auch die Steffen Residential - täglich zu tun. Bei Anlageimmobilien steigen die Preise schneller als die zu erzielenden Mieten, ordentliche Renditen sind so immer schwerer erzielbar. Trotzdem haben wir die originäre Aufgabe des Maklers, nämlich die Vorstellung von Verkäufer und Käufer in Übereinstimmung zu bringen, bisher an aller Regel zur Zufriedenheit aller Beteiligten gelöst.